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Sonntag, 24. August 2014

Pauschalreisen und Amateurfunk?

Wenn ich vor dem Antritt einer Urlaubsreise im Pauschalbereich erzähle, dass ich auch im Hotel meinem Hobby frönen werde, schauen mich viele Funkamateure oftmals etwas ungläubig an. Viele YL und OM scheinen sich etwas davor zu scheuen, im Urlaub aus einem gefühlt tausend-zimmerigen Hotel zu funken. Dies allerdings ist nach meinen Erfahrungen aus über 5 Jahren Pauschalreisefunk wirklich gar kein Problem. Weder habe ich bisher in Hotels für Störungen gesorgt, welche ein Einstellen meiner Aktivitäten zur Folge gehabt hätten, noch haben sich anderweitig Gäste oder Hoteliers bei mir beschwert.

Die Kernfrage beim Pauschalreisefunk ist sich diejenige, nach dem geeigneten Equipment. Hier ist zunächst zu entscheiden, was im Urlaub hinsichtlich des Hobbys angestrebt wird und wieviel Zeit die Familie bereit ist, dafür zu geben. Davon ausgehend sollte die Leistungsklasse gewählt werden, qrp oder aber 100W. Ich strebe grundsätzlich 100W an, da die kostbare Zeit auf den Bändern auch zu messbaren Ergebnissen führen soll. Im Hotel zu funken heisst in der Regel leider auch, Kompromissantennen zu verwenden, weswegen qrp - so schön es auch ist - in meinen Augen ohnehin ausscheidet. Ist allerdings nur jeden zweiten Tag eine halbe Stunde Zeit, tut es sicher auch ein KX3 mit nur 10W Ausgangsleistung. Des Weiteren ist auch der Gepäckaufwand mit Blick auf moderne Kompakttransceiver der 100W Klasse sehr überschaubar. Ein Yaesu FT857 oder ein Icom IC 7000 eignen sich hervorragend als Handgepäck. Um die zugestandenen Kilos schließlich auch auszuschöpfen, passt in dieselbe Tasche noch ein 20A Netzteil und ein Antennentuner. Die Kleinteile und einen nur 50cm messenden GFK Mast verschwinden bei mir im Koffer.

Apropos Antennentuner, diesen halte ich aufgrund der bereits angesprochenen Kompromissantennen für unabdingbar. Dies ist vor allem dem geschuldet, das der pauschalreisende Funkamateur erst bei Anreise sicher sein kann, welches Zimmer ihm tatsächlich zustehen wird. Aus eigener Erfahrung kann ich anfügen, dass zuvor getroffene telefonische Absprachen für den Eckbalkon in der 7. Etage nicht immer eingehalten werden...

Nachdem die Reise dann gebucht worden ist, sollte der Pauschalreisende mit Funkgerät im Handgepäck ein paar Minuten eher am Abreisetag an den Flughafen verlegen. Dies bietet sich an, weil die Sicherheitskontrolle regelmäßig großes Interesse an unserem Equipment zeigt. Auch die mitfliegenden Urlauber schauen während der unkonventionellen Kontrolle äußerst interessiert über die Schulter der YL oder des OM. Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Zulassung zum  Amateurfunkdienst anbei ist, um nicht mit papierlosen Händen dazustehen. Zur Sicherheit führe ich auch immer die Prüfungsbescheinigung mit Hinweisen zur CEPT mit. Wenn die Geräte aus dem Handgepäck ihren ersten Run durch den Scanner geschafft haben, dürfen YL und OM zur Seite heraustreten und sich mit dem freundlichen Sicherheitspersonal zum Sprengstoff- und/oder Drogenscreening begeben. Nach wenigen Minuten steht dann das hoffentlich positive Ergebnis fest und das etwas andere Handgepäck bekommt den ersehnten - behördlichen grünen Haken. Auch wenn die Kontrollen beim ersten Mal etwas ungewohnt erscheinen, ernsthafte Probleme hatte ich bisher noch nie. Zudem ist mir aufgefallen, dass die Kontrolle in DL deutlich schärfer als in EA ausfällt. Egal ob auf den Balearen oder auf den Kanaren, das Interesse für meine Geräte fiel in Spanien stets gering aus.

Nachdem der Flug und die Anreise zum Hotel geklappt haben, kann sodann das Zimmer bezogen werden. Beziehen heißt für den Funkamateur vor allem, zu erkunden, wo und was für eine Antenne installiert werden kann. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Installation wenig auffällig ist und, dass sich der Aufbau schnell wieder entfernen lässt. 

Warum gleich wieder um den Abbau kümmern? Zum einen soll sich schließlich die Reinigungskraft nicht an unserem Hobby stören, zum anderen erregt eine nicht aufgebaute Station eben auch kein Aufsehen.

Welche Antenne bietet sich dafür an? In meinen Augen passt entweder ein stark verkürzter Dipol auf den Balkon oder aber eine Draht-Groundplane. Ersterer eignet sich aufgrund der typischen Balkonbreite von meist nur 3m auch nur bedingt von 6m bis 15m. Nachteilig erweist sich zudem, dass man selten mit so einem Dipol aus dem häuslichen Störnebel kommt. Ich bevorzuge daher die Groundplanelösung. Dabei trägt mein 6m GFK-Mast jeweils einen 10; 7,5; 5 und 3,5m langen Draht. Die vier Drähte sind somit für das jeweilige Band zu lang, sodass die Funktion des automatischen Antennetuners sichergestellt ist. 

Resonante Drähte werden von ATUs mitunter ungern getunt. Alle 4 Drähte befestige ich nebeneinander liegend am Mast, wobei die Längen über 6m einfach von der Mastspitze herunterbaumeln. Gespeist werden die vier Drähte gemeinsam über einem Bananstecker-BNC Adapter. 


Als Gegengewicht nutze ich dieselben Drahtlängen wie oben beschrieben jeweils einmal und schließe sie an den schwarzen Pol des Adapters. Damit ergeben sich tatsächlich 4 Winkeldipole, die dem Aufbau einer Groundplane entsprechen.



Nachdem die Drähte befestigt wurden, wird nun der Mast auf etwa 45 Grad über die Balkonbrüstung geschoben. Den Fuß des Mastes befestige ich mit einem Kabelbinder am Balkontisch oder an einem Stuhl, sodass dieser gegen Herunterfallen gesichert ist. Da die 10m lange Litze nun noch 4m nach unten baumelt, ist aufgrund der Schräglage auch sichergestellt, dass der darunter wohnende Nachbar den Draht nicht greifen kann. Damit ergibt sich neben einem 10m Draht am 6m Mast zudem ein entsprechender Schutzabstand zwischen Hotel und Antenne.

Da meine 4 Winkeldipole keine optimale Groundplane bilden, setze ich hinter den BNC Adapter stets eine Mantelwellensperre. Von dieser führt das Koaxkabel zum Transceiver. Vor diesem folgt aber wie in meinem Fall noch der Tuner, ein YT-100. 

Dieser einfache LDG-Tuner wird über den FT857 gesteuert, weswegen seine Bedienung blitzschnell erfolgt und denkbar einfach gehalten ist. Mühelos passt der YT-100 die vier Winkeldipole an. Damit wird im Ergebnis Amateurfunkbetrieb von 7 bis 30MHz problemlos möglich. Der Wirkungsgrad dieses Aufbaues ist unter Beachtung der Unauffälligkeit sowie unter Berücksichtigung des verfügbaren Platzes als sehr gut zu bewerten. Verglichen mit der MP1 oder deren Derivaten halte ich meinen Aufbau für kaum teurer aber dafür wesentlich effektiver. In EA8 hatte ich mehrfach meine MP1 mit 3,4m Teleskop dabei, war aber mit dem aufwendigen Bandwechsel und der Performance nur bedingt zufrieden.

Der komplette Auf- und Abbau nimmt bei mir nur etwa 5 Minuten in Anspruch. Dann läuft die Station. Damit ist auch dieses Kriterium erfüllt. Ein weiteres Kriterium ist für mich, die Nutzung von Digimodes mit  Blick auf die übrigen Gäste. SSB halte ich in Hotels für zu laut und daher für  ungeeignet. Die Nutzung eines Tablets als Modulator/Demodulator vereinfacht den Aufbau der Station noch zusätzlich... 

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